Die zehn Gebote für den systematischen Anlageerfolg

Diese zehn Gebote sollen Ihnen zeigen, was erforderlich ist, um an der Börse systematisch erfolgreich zu sein. Sie beruhen auf den Erfahrungen, die ich in den fast 40 Jahren, in denen ich mich intensiv mit der Börse beschäftigt habe, sammeln konnte.

1. Eigene Anlagefehler vermeiden und die der anderen nutzen

Wir Menschen sind eigentlich nicht für die Börse geschaffen, begehen daher Anlagefehler und setzen so unser Vermögen aufs Spiel. Aber aus Angst vor Fehlern nichts zu tun ist auch keine Lösung. Denn wer sein Geld nicht investiert und auf dem Sparbuch lässt, verliert mit Sicherheit. Im aktuellen Nullzinsumfeld sorgt die Geldentwertung für einen schleichenden Verlust an Kaufkraft. 

Werden Sie sich der menschlichen Schwächen bewusst und versuchen Sie diese zu vermeiden. Die verhaltensorientierte Kapitalmarktforschung hat gezeigt, dass sich Menschen nicht so rational verhalten, wie es in der Wirtschaftstheorie gern unterstellt wird. 

Einige Gründe für den Misserfolg an der Börse sind:

  • Anleger lassen sich von ihren Emotionen (Gier und Angst) leiten und werden unbewusst von Urinstinkten (Herdentrieb) gesteuert.
  • Einstandsorientierung und Dispositionseffekt sorgen dafür, dass die Gewinne begrenzt und die Verluste laufen gelassen werden.
  • Selektive Wahrnehmung bewirkt, dass Informationen in Abhängigkeit von der eigenen Meinung gefiltert werden.
  • Anleger lernen nicht systematisch aus ihren Fehlern und neigen zur Selbsttäuschung.
  • Die Risiken sind meist unbekannt oder werden falsch eingeschätzt. In Bezug auf ihr verfügbares Kapital riskieren Anleger zu viel.
  • Anleger sind zu sehr auf den Einstieg fixiert und gehen ohne Strategie planlos an die Börse. 

„Man kann nicht erwarten, dass Investoren an den Aktienmärkten systematisch lernen.

Die Erfahrung zeigt, dass sie immer wieder die gleichen Fehler machen.“

Nobelpreisträger Prof. Daniel Kahneman

Wenn die Mehrzahl der Anleger nicht aus ihren Fehlern lernt und immer wieder die gleichen begeht, so muss sich dieses Verhalten in wiederkehrenden Mustern widerspiegeln, die zum eigenen Vorteil genutzt werden können.


2. Verwende feste Regeln bei der Geldanlage!

Mit festen Anlageregeln lassen sich menschliche Emotionen wie Gier und Angst ausschalten. Außerdem lässt sich das Regelwerk realistisch testen, bevor danach Geld investiert wird. Mit den richtigen Regeln und ausreichend Disziplin bei der Umsetzung können auch Privatanleger an der Börse erfolgreich sein.

Intelligent investieren 

Bereits 1949 stellte Benjamin Graham in seinem legendären Werk „The Intelligent Investor“ sichere und zugleich renditestarke Anlagestrategien speziell für Privatanleger vor. Im Vorwort zu Grahams Buch gibt Warren Buffett den Ratschlag: „Ihre Aufgabe ist es, Ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.“ Graham hatte früh erkannt, wie negativ sich menschliche Emotionen auf das Anlageergebnis auswirken, und riet zum Einsatz mechanischer Anlagestrategien.

Eine vollständige Handelsstrategie umfasst vordefinierte Regeln für das Wann (Ein- und Ausstieg), das Wieviel (Positionsgröße) und das Was (Anlageuniversum). Jeder, der eine Anlageentscheidung trifft, muss sich über diese Punkte Gedanken machen.

Das Anlageuniversum definiert, was überhaupt gehandelt werden darf, also die Werte, die beobachtet werden. Beispielsweise könnte man als Anlageuniversum alle Aktien aus dem DAX definieren. Dann darf die Handelsstrategie nur Aktien aus dem DAX auswählen.  

Wann ge- und verkauft und welcher Wert ausgewählt wird, bestimmen die Regeln für den Ein- und Ausstieg. Als Letztes muss festgelegt werden, wie viel ge- und verkauft werden soll. Das geschieht nach den Regeln zur Berechnung der Positionsgröße.

Sehr praktisch ist, dass sich die Regeln eines vollständigen Handelssystems einfach programmieren lassen. Dadurch können die Routinearbeiten an einen Anlageroboter delegiert werden. Warum sollte man täglich Hunderte von Charts prüfen oder Ranglisten manuell berechnen, wenn Kollege Computer diese Arbeit in Sekunden erledigen kann? Der Anlageroboter meldet sich mit einem Kauf- oder Verkaufssignal, sobald es erforderlich ist. Mit der Unterstützung eines Anlageroboters lassen sich auch Handelsstrategien mit vielen Einzelwerten und mehrere Handelsstrategien parallel und zeitsparend in die Praxis umsetzen.


3. KISS – Keep it simple and stupid!

Grundsätzlich sollte eine Handelsstrategie so einfach und robust wie möglich sein. Wenn Sie viele Indikatoren mit vielen Einstellmöglichkeiten verwenden, besteht die Gefahr, dass so lange an den Stellschrauben gedreht wird, bis es zumindest in der Vergangenheit optimal passt.

Gern werden auch Sonderregeln aufgenommen, die ein negatives Ereignis in der Vergangenheit ausschließen. Allerdings ist fraglich, ob die Sonderregel auch künftig greift, wenn das Ereignis in anderer Form auftritt. Beispielsweise ist es wenig sinnvoll, wenn man Aktien nicht an einem Freitag hält, nur weil es am Schwarzen Freitag einen Börsencrash gab.

Irgendwann hat man so viele Regeln, dass das Handelssystem undurchschaubar und die Arbeitsweise undurchschaubar wird. Damit Sie einer Handelsstrategie auch in schwierigen Phasen vertrauen können, sollten Sie immer nachvollziehen können, warum die Strategie genau so handelt, wie sie es tut.

Aus meiner Erfahrung ist es viel sinnvoller, eine Reihe relativ einfacher Handelsstrategien zu einer Multistrategie zu kombinieren und so die positive Wirkung der Diversifikation auch auf Strategieebene zu nutzen.

Ein Anzeichen einer robusten Handelsstrategie ist, dass die Parameter leicht abgeändert werden können und trotzdem ähnliche Ergebnisse erzielt werden. Wer beispielsweise mit dem 200-Tage-Durchschnitt gute Ergebnisse erzielt, sollte auch mit dem 195- und 205-Tage-Durchschnitt vergleichbare Ergebnisse erreichen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine robuste Handelsstrategie auch in Zukunft bewährt, ist deutlich höher als bei einer Strategie, die nur mit genau einer Einstellung funktioniert und bei kleinen Änderungen versagt.

(Börsen-)Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich – um es frei mit einem Satz auszudrücken, der immer wieder irrtümlich Mark Twain zugeschriebenen wird.


4. Nutzen Sie wissenschaftlich belegte Marktanomalien!

Bei der Entwicklung einer Handelsstrategie sollte man immer eine Handelslogik verfolgen, die an der Börse einen Vorteil bringen könnte. Dann sollte man sich auf die Suche nach wissenschaftlichen Studien machen, die belegen, dass dieser Ansatz wirklich einen Mehrwert liefert. Besonders interessant sind alte Studien und Quellen, die belegen, dass die Marktanomalie schon seit Jahrzehnten existiert. Selbstverständlich sollten Sie auch Studien berücksichtigen, die zum Ergebnis kommen, dass ein Handelsansatz nicht funktioniert.

Nach dieser Vorarbeit lässt sich ein Regelwerk erstellen, um die Ergebnisse aus den Studien mit aktuellen Daten und unter realistischen Testbedingungen zu reproduzieren. Dazu nutze ich Indikatoren, mit denen sich die Marktanomalie messen lässt. Wenn ich keinen passenden Standardindikator finden kann, entwickle ich mir diesen selbst.

Ich nutze wissenschaftlich fundierte Handelsstrategien aus den Bereichen absolutes und relatives Momentum, niedrige Volatilität, Value/Dividende sowie Saisonalität. Auf Basis dieser wissenschaftlich belegten Marktanomalien entwickle ich Aktienauswahl- und Timingstrategien. Die einzelnen Handelsstrategien sind relativ einfach aufgebaut und werden zu einer Multistrategie kombiniert.


5. Prüfe, ob deine Anlagestrategie einen statistischen Vorteil hat!

Als Backtest oder Rückrechnung wird ein Prozess bezeichnet, der eine Anlagestrategie überprüft, indem er sie auf historische Daten anwendet. Bei einem Backtest wird berechnet, wie sich eine Anlagestrategie verhalten hätte, wenn sie tatsächlich ausgeführt worden wäre. Mit einer vollständigen Handelsstrategie lassen sich realistische Tests mit Daten der Vergangenheit durchführen, bevor man nach diesem Regelwerk sein Geld anlegt.

Allerdings sind Renditen der Vergangenheit und Ergebnisse von Backtests keine Garantie für die Zukunft. Aber sie können uns die fiktive Entwicklung unseres Vermögens in unterschiedlichen Börsenphasen vor Augen führen. Bei langfristigen Tests über mehrere Jahrzehnte werden mehrere Zyklen aus Hausse und Baisse durchlaufen. Dadurch gewinnt man einen guten Eindruck, mit welcher durchschnittlichen Rendite, aber auch mit welchen Rückschlägen gerechnet werden sollte.

Des Weiteren lässt sich prüfen, ob eine Handelsstrategie einen statistisch signifikanten Vorteil aufweist. Mit Kennzahlen wie dem Profitfaktor kann festgestellt werden, ob ein positiver Erwartungswert existiert. Nur dann ist es sinnvoll, diese Handelsstrategie immer wieder anzuwenden.

Viele Gurus und Experten behaupten, Tests von Strategien mit Vergangenheitsdaten brächten nichts. Da wir leider weder eine Zeitmaschine noch Kristallkugel haben, die uns die Zukunft vorhersagt, sind Tests und Simulationen das Beste, was wir haben. Daher sollten wir sie nutzen, auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass die Strategien genauso funktionieren wie in der Vergangenheit.

Auch die Erfahrungen der Experten beruhen auf Vergangenheitsdaten. Sie haben (hoffentlich) aus ihren Fehlern in der Vergangenheit gelernt. Mit computergestützten Strategietests und Simulationen lernen Sie schneller und effektiver und erkennen Fehler, bevor Sie dafür zahlen müssen.

Ein fachlich richtig durchgeführter Backtest garantiert nicht, dass eine Handelsstrategie auch in Zukunft funktioniert, aber er erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine Strategie einsetzen, die sich auch unter realen Marktbedingungen bewährt.


6. Betrüge dich nicht selbst oder lass dich nicht betrügen!

Backtests haben einen schlechten Ruf bekommen, da bewusst oder unbewusst falsch getestet wird und so unrealistische Ergebnisse erzeugt werden, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht eintreten werden.

Wer kennt sie nicht, die Kapitalkurven von Handelssystemen, die wie mit dem Lineal gezogen gerade nach oben verlaufen und fantastische Renditen mit nicht erkennbarem Risiko versprechen. Wer das Handelssystem dann real einsetzt, erlebt meist eine böse Überraschung.

Bei der Entwicklung von Anlagestrategien ist viel Sachkunde gefragt und man kann leicht in Fallen tappen.

Zu wenig Daten

Unser Gehirn erkennt meist schon nach wenigen Wiederholungen ein Muster, welches sich profitabel nutzen lassen sollte. Statistisch sind beispielsweise drei Wiederholungen nicht relevant. Erst ab 30 Wiederholungen wird von einem akzeptablen Stichprobenumfang ausgegangen.

Je mehr Transaktionen mit einer Handelsstrategie im Backtest generiert wurden, umso aussagekräftiger sind die Ergebnisse.

Achten Sie auch darauf, dass nicht wenige positive Ausreißer das Gesamtergebnis zu stark beeinflussen. Diese Ausreißer können zufällig erwischt worden sein und treten in Zukunft wahrscheinlich nicht wieder auf.

Überoptimierung

Eine große Gefahr besteht darin, dass die Möglichkeiten des Computers falsch eingesetzt und Strategien so weit optimiert werden, dass sie zwar in der Vergangenheit sehr gut funktioniert haben, aber künftig wahrscheinlich nicht mehr funktionieren. Wichtig ist daher auch, dass es für einen statistisch sichtbaren Vorteil eine kausale und plausible Erklärung gibt, idealerweise sogar langjährige wissenschaftliche Studien.

Zukunftsblick

Leider liest man in populären Finanzmagazinen immer wieder Aussagen wie: „Hätten Sie diese fünf Aktien, die jedes Jahr ihre Dividende erhöht haben, vor zehn Jahren gekauft, dann hätten Sie den DAX weit abgehängt.“ Allerdings wussten Sie vor zehn Jahren noch nicht, welche Aktien in Zukunft regelmäßig ihre Dividende erhöhen werden. Richtig wäre gewesen, wenn zum Startzeitpunkt des Tests nachgeschaut worden wäre, welche fünf Aktien das Auswahlkriterium erfüllten.

Backtest mit Zukunftsblick sind ohne Aussagekraft, weil eine derartige Handelsstrategie nicht in die Praxis umgesetzt werden kann.

Timelag

Wichtig ist es, nur auf Daten zurückzugreifen, die zum jeweiligen Zeitpunkt auch schon zur Verfügung gestanden hätten. Besonders das Timelag bei der Veröffentlichung fundamentaler Unternehmenszahlen oder volkswirtschaftlicher Daten muss beim Backtest berücksichtigt werden.

Wer seine Kauf- oder Verkaufssignale auf Schlusskursbasis ermittelt, muss auch im Backtest berücksichtigen, dass die Umsetzung erst am Folgetag durchgeführt werden kann.

Survivor-Bias

Der sogenannte Survivor-Bias wird oft unterschätzt. Wer beispielsweise die aktuelle Zusammensetzung des DAX als Anlageuniversum eines Backtests verwendet, erhält unrealistische Ergebnisse. Denn Aktien mit einer schlechten Wertentwicklung wurden längst aus dem Index genommen und durch die neuen Highflyer ersetzt. Die hätte man aber in der Vergangenheit noch gar nicht kaufen können, weil sie erst später in den Index und damit ins Anlageuniversum der Strategie aufgenommen wurden.

Der Begriff Survivor-Bias wurde ursprünglich im Zusammenhang mit aktiven Fonds geprägt und beschreibt das Phänomen, dass erfolglose Fonds nach einiger Zeit geschlossen oder fusioniert werden und damit aus den Finanzdatenbanken verschwinden. Wird die durchschnittliche Performance der aktiven Fonds nun auf Basis der überlebenden Fonds ermittelt, fällt sie höher aus als gerechtfertigt.

„Der Fehler, den Survivor-Bias zu verkennen, wird immer wieder begangen – sogar (oder vielleicht gerade) von Fachleuten. Der Grund: Wir sind darauf geschult, die Informationen vor unserer Nase zu nutzen und alles zu ignorieren, was wir nicht sehen.“

Nassim Taleb, „Narren des Zufalls“, 2. Auflage, 2005, S. 196


7. Habe Respekt vor dem Risiko!

Das Risiko entscheidet meist darüber, ob Sie auf dem Weg zum Ziel aufgeben. Es ist sehr wichtig, dass man mit dem maximalen zwischenzeitlichen Rückgang zurechtkommt und keine schlaflosen Nächte hat, wenn er wirklich eintritt. Im Backtest sieht ein Rückgang von 20 Prozent nicht so schlimm aus, aber man muss auch den Stress aushalten können. Viele Anleger überschätzen ihre Risikotragfähigkeit und sehen nur die Rendite.

Ein Sprichwort sagt nicht umsonst „Gier frisst Hirn“. Das bei einer Rendite von 20 Prozent pro Jahr auch mit einem zwischenzeitlichen Wertverlust von 50 Prozent gerechnet werden muss, klingt nicht dramatisch. Aber meist ändert sich diese Einschätzung bereits dann, wenn man mit einem realen Rückgang des Anlagekapitals von 25 Prozent konfrontiert wird.

Ich verdoppele den maximalen Rückgang aus dem Backtest und überlege, ob ich das auch noch aushalten kann. „Börsengewinne sind Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld.“ Diese Weisheit von Börsenaltmeister André Kostolany bestätigt sich immer wieder. Wer die zwischenzeitlichen Schmerzen nicht ertragen kann und aufgibt, bekommt auch am Ende kein Geld.

Es gehört auch etwas Glück dazu. Wer in den ersten Jahren keinen kräftigen Rückschlag erleidet, den fällt es sicher leichter, seiner Handelsstrategie zu vertrauen und auch Schwächephasen zu überstehen. Mit einer intelligenten Handelsstrategie versuchen wir den Faktor Glück auf ein Minimum zu reduzieren und eine möglichst gradlinige Entwicklung des Vermögens zu erreichen.

Wer 20 Prozent seines Kapitals verloren hat, benötigt 25 Prozent Gewinn, um wieder das ursprüngliche Kapital zu erreichen. Bei 50 Prozent Verlust sind schon 100 Prozent Gewinn erforderlich, um das Ausgangskapital zu erreichen. Bei 90 Prozent Verlust sind 900 Prozent Gewinn erforderlich – und bei 100 Prozent Verlust ist man aus dem Spiel.

Da passt die einfache Regel von Warren Buffett: „Regel Nummer eins lautet: Verliere niemals Geld! Regel Nummer zwei lautet: Vergiss niemals Regel Nummer eins“. Ich möchte Regel Nummer eins etwas abwandeln: Verliere niemals so viel Geld, dass du es nicht mehr aufholen kannst!


8. Diversifikation ist der Schlüssel zum Erfolg

Mit dem Ausspruch „Diversification is the only free lunch in investing“ wies der Nobelpreisträger Harry Markowitz auf die Vorteile der Risikostreuung hin. Er umschreibt damit die Tatsache, dass sich das Risiko reduzieren lässt, ohne dass dafür mit weniger Rendite bezahlt werden muss.

Art der Diversifikation

  • Basisdiversifikation über Einzeltitel
  • Diversifikation über Branchen, Regionen und Währungen
  • Diversifikation über Anlageklassen (Aktien, Rohstoffe, Anleihen, Geldmarkt, Immobilien)
  • Diversifikation über unterschiedliche Strategien 

Wer sein Geld in Aktien anlegt, sollte für eine ausreichende Diversifikation sorgen. Alles auf eine Karte zu setzen ist nicht ratsam. Denn ein Unternehmen kann plötzlich in Schieflage geraten oder sogar zum Insolvenzfall werden. Dann ist das gesamte Anlagekapital verloren und man ist aus dem Spiel. Kapitalerhalt ist das oberste Gebot bei der Geldanlage.

Allerdings ist ausreichende Diversifikation mit wenig Anlagekapital nicht so einfach. Denn Mindestgebühren können für eine hohe Kostenbelastung sorgen, die erst einmal verdient werden muss. Bei fünf Euro Mindestgebühren und „nur“ 5000 Euro Anlagekapital haben Sie ein Prozent an Kosten je Kauf und Verkauf, wenn Sie das Anlagekapital über zehn Aktien streuen möchten. Eine derartige Kostenbelastung macht viele Handelsstrategien unwirtschaftlich. In diesem Fall sind ETFs besser geeignet, denn sie beziehen sich auf einen Index, der über eine Basisdiversifikation verfügt. So kommt man mit zwei bis drei Positionen im Depot aus und die Transaktionskosten je Kauf und je Verkauf liegen bei „nur“ noch 0,2 Prozent.

Mit 25.000 Euro Anlagekapital kommt auch eine Handelsstrategie in Betracht, die das Anlagekapital auf zehn Aktien verteilt. Dann liegt man wieder bei 0,2 Prozent Transaktionskosten.


9. Lassen Sie den Zinszinseffekt für sich arbeiten!

Wer den Zinsertrag einer Kapitalanlage nicht entnimmt, bekommt in der nächsten Periode auch Zinsen auf die bis dahin angefallenen Zinsen. Dadurch entsteht ein exponentieller Wachstumseffekt, der bei häufiger Wiederholung zu gewaltigen Vermögen führen kann. Je länger die Anlagedauer und je höher die Verzinsung, desto wirkungsvoller kann sich der sogenannte Zinseszinseffekt entfalten. Selbst Albert Einstein soll gesagt haben, dass die „größte Erfindung des menschlichen Denkens der Zinseszins“ sei. 

Dieser Wachstumseffekt gilt natürlich nicht nur für Zinsanlagen, sondern auch bei anderen Kapitalanlagen, wenn die Gewinne nicht entnommen, sondern reinvestiert werden. Das ist auch gut so, da es aktuell kaum noch Zinsen auf das Ersparte gibt. Zum Aufbau eines Vermögens sind Startkapital, Rendite und ausreichend Zeit, um den Zinseszinseffekt zu nutzen, grundlegende Parameter. 

Nutzen Sie die Kraft des Zinseszinses, um aus einem kleinen Vermögen ein großes werden zu lassen. Je länger diese Kraft wirken kann, desto gewaltiger ist das Ergebnis. 

Anhand der Anlagestrategie Globale Multi-Strategie mit Fokus auf 20 Aktien  möchte ich mit einigen Rechenbeispielen zeigen, wie man damit zum Millionär geworden wäre. Wenn Sie im Jahr 2000 mit 50.000 Euro mit dieser Anlagestrategie zu handeln begonnen und alle Gewinne reinvestiert hätten, könnten Sie Ende September 2020 über 1,1 Millionen Euro verfügen. Das entspricht 2000 Prozent Gewinn bei fast 21 Jahren Anlagedauer oder einer geometrischen Rendite von 15,8 Prozent pro Jahr. Bei der geometrischen Rendite wird der Zinseszinseffekt herausgerechnet.  

Die arithmetische Rendite, bei der die Gesamtrendite durch die Anzahl der Jahre geteilt wird, liegt sogar bei über 95 Prozent. Eine Rendite von 95 Prozent pro Jahr klingt natürlich super, erzeugt aber ein verzerrtes Bild und weckt falsche Erwartungen.  

Wenn Sie die Handelsstrategie starten und in den folgenden Jahren 95 Prozent Zuwachs erwarten, aber durchschnittlich „nur“ 15 Prozent erreichen, werden Sie sicher enttäuscht sein. 


10. Sei diszipliniert bei der Umsetzung deiner Anlagestrategie …

„Auch die Profitabilität von Trading-Systemen scheint sich zyklisch zu verhalten. Perioden, in denen Trendfolgesysteme höchst erfolgreich sind, führen zu ihrer erhöhten Beliebtheit. Wenn dann die Anzahl der Systemanwender steigt und der Markt von einem trendfolgenden Verhalten zu einem richtungslosen Auf und Ab übergeht, werden die Systeme unprofitabel und Trader mit zu wenig Kapital oder zu wenig Erfahrung werden abgeschüttelt. Ausdauer ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Dieses Zitat findet sich im Buch „Magier der Märkte“ von Jack Schwager. Schwager interviewt in seinem Buch unter anderem Ed Seykota, von dem diese sehr lehrreichen Sätze stammen. Obwohl Ed Seykota in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, wurde er von Jack Schwager aufgrund seiner Leistungen als einer der besten Trader aller Zeiten eingestuft. Seykota gilt als der Erste, der bereits 1970 für eine der damals größten Brokerfirmen ein computerisiertes Handelssystem zum Management von Kundengeldern entwickelt hat. Doch Seykota wollte seinen eigenen Weg gehen und verließ seinen Arbeitgeber. Er nutzte seine Computermodelle ohne fremde Einmischung sehr erfolgreich für sein eigenes und das Geld weniger Kunden.

Der Ausspruch von Seykota hat mir gezeigt, dass man nicht nur einen Ansatz verwenden sollte, sondern mehrere möglichst voneinander unabhängige, deren Erwartungswert positiv ist. Dann können die temporären Schwächephasen eines Ansatzes durch die anderen ausgeglichen und so eine gradlinigere Entwicklung des Anlagekapitals erzielt werden. Darüber hinaus wird deutlich, dass der Anwender mechanischer Handelsstrategien einen langen Atem und Disziplin bei der Umsetzung benötigt.

Wer nach festen Regeln handelt, sollte alle Signale umsetzen und nicht einzelne Trades auslassen, weil man eine andere Marktmeinung hat. Ich hatte schon oft Situationen, in denen ich nach meinem Bauchgefühl anders entschieden hätte. Man sollte nicht einzelne Trades auslassen, sondern das ganze Handelssystem abschalten, wenn man ihm nicht mehr vertraut.

Die Handelsstrategie lasse ich durch einen Anlageroboter umsetzen. Er übernimmt alle Routinearbeiten und analysiert nach den Regeln der Handelsstrategie die Märkte. Sobald es Handlungsbedarf gibt, erhalte ich ein Kauf- oder Verkaufssignal. Der Anlageroboter berechnet mir auch die nach den Regeln des Risiko- und Money-Managements richtige Positionsgröße.


Ein Beitrag von:
Autor: Oliver Paesler
Oliver Paesler

entwickelt nicht nur Anlagestrategien für institutionelle Anleger, sondern mit dem Captimizer® auch die Software, um diese zu erstellen und zu testen. Sein erstes Buch über technische Indikatoren erschien 2007 im FinanzBuch Verlag und bereits 2010 wurde er als Experte für systematische Geldanlage vom Fachmagazin Börse Online in der Titelstory „Programmierte Gewinne“ porträtiert.

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