AktienInvestor-Strategie: Stark in schwachen Börsenjahren

Besonders in schwachen Börsenjahren konnte sich die AktienInvestor-Strategie bisher deutlich besser als der DAX entwickeln. Wie sieht es nun im Börsenjahr 2018 aus, das mit einem großen Verlust beim DAX zu Buche schlägt? Hat die AktienInvestor-Strategie sich wieder bewährt? Und was steckt eigentlich genau hinter dieser Multi-Strategie?

Vom Börsenjahr 2018 werden vielen Anlegern sicher schmerzhafte Verluste in Erinnerung bleiben. Ungewöhnlich war in diesem Jahr, dass der Abwärtstrend vor allem im sonst eher starken vierten Quartal auftrat. Das ist aus saisonaler Sicht meist die Zeit für eine Jahresendrallye.

Doch die AktienInvestor-Strategie hat rechtzeitig reagiert und bereits Anfang Juli die letzten Aktien verkauft. Außerdem kamen die beiden Teilstrategien, die mit Hilfe von Short-ETFs auf den DAX von fallenden Kursen profitieren, zum Tragen. Sowohl der rechtzeitige Ausstieg aus dem deutschen Aktienmarkt, als auch der Einsatz der ShortDAX-ETFs haben ihre Wirkung nicht verfehlt.


Hat der DAX das Jahr 2018 mit einem Minus von rund 18 Prozent beendet, sieht die Bilanz bei der AktienInvestor-Strategie (blaue Linie) deutlich besser aus. Die Outperformance fiel mit 15% (weniger Verlust) dabei deutlich höher aus, als im Jahr 2017. Dort erzielten die Anleger im DAX ein Plus von 13%. Die Nutzer der AktienInvestor-Strategie erwirtschafteten jedoch gut 20%. So ergab sich „nur“ ein Mehrwert von rund 7% für die AktienInvestor-Strategie. Im Durchschnitt der letzten neunzehn Jahre lag die Outperformance der AktienInvestor-Strategie bei 12% pro Jahr.


Betrachtet man den Vergleich der Jahresrenditen in der zweiten Grafik, wird deutlich, dass in den sechs Jahren in denen der DAX seit dem Jahr 2000 mit Verlust abgeschlossen hat, die AktienInvestor-Strategie den größten Mehrwert erzielen konnte. In vier Verlustjahren des DAX konnte die Strategie sogar Gewinne erzielen und in zwei Jahren die Verluste eng begrenzen. In schlechten Börsenphasen die Verluste zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen ist die Stärke dieser Multi-Strategie. 

Die AktienInvestor-Strategie wurde bereits im Jahr 2012 entwickelt und seitdem mit der Software Captimizer ausgeliefert. Seit März 2018 können auch Nutzer des RoboVisor dieser Strategie folgen. Es handelt sich dabei um einen Multi-Strategie-Ansatz der aus vier unabhängigen Teilstrategien besteht, die sich gegenseitig ergänzen. 

Zwei Long-Strategien nutzen steigende Kurse bei deutschen Aktien aus dem DAX und dem MDAX. Die Umsetzung erfolgt dabei durch den direkten Kauf der jeweiligen Aktien. Wenn beide Long-Strategien vollständig investiert sind, werden rund 75% des Anlagekapitals eingesetzt. Der Rest dient als Reserve, falls die beiden Short-Strategien, die auf fallende Aktienkurse setzen, zum Einsatz kommen. In starken Aufwärtsphasen an der Börse ist man zwar nicht vollständig investiert, kann sich dafür aber bei Bedarf mit Short-Strategien absichern, ohne vorher die Aktien verkaufen zu müssen. 

Die beiden Short-Strategien nutzen jeweils 15% des Anlagekapitals und werden mit einem zweifach gehebelten ETF auf den ShortDAX umgesetzt. Dadurch verbrauchen die Strategien nur 15% der Liquidität, die Auswirkung auf das Anlageergebnis ist aber in etwa so, als hätten wir 30% des Kapitals eingesetzt.

Alle Teilstrategien arbeiten unabhängig, sodass eine Long- oder Short- oder eine marktneutrale Positionierung entstehen kann. Da die Aktienpositionen nicht mit Stopps abgesichert sind, werden starke Abwärtsbewegungen des Gesamtmarktes durch die beiden Short-Strategien abgefedert. So kann es vorkommen, dass die AktienInvestor-Strategie bei relativ starken Aktien auf steigende Kurse setzt, gleichzeitig aber beim DAX als Gesamtmarkt mit einer Short-Strategie auf fallende Kurse setzt.

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass theoretisch 105% des Anlagekapitals eingesetzt werden könnte. Nämlich wenn wir mit 75% des Kapitals auf steigende Aktienkurse setzen und dann noch 30% für die Short-Strategien benötigen. Dieses Szenario ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber falls es eintritt, wird die Positionsgröße der am letzten handelnden Strategie so weit reduziert, dass das vorgegebene Anlagekapital nicht überschritten wird.

Nachfolgend möchte ich Ihnen die Funktionsweise der vier Teilstrategien des AktienInvestor DAX und MDAX erläutern: 

1. Flop-Top-Strategie mit Aktien aus dem DAX 

Bei einer Flop-Top-Strategie wird in der ersten Jahreshälfte in die Verlierer-Aktien des Vorjahres investiert und auf eine schnelle Erholung im neuen Jahr gesetzt. Am Jahresanfang sind viele institutionelle Anleger risikofreudiger, weil sie noch nichts von ihren Risiko-Budget verbraucht haben und bis zum Jahresende auch noch ausreichend Zeit bleibt um Fehlschläge wieder auszugleichen. Daher investieren sie verstärkt in stark gefallene Aktien mit viel Luft nach oben. 

In der zweiten Jahreshälfte und insbesondere im letzten Quartal wollen institutionelle Anleger, mit dem nahen rückenden Bilanzstichtag, nicht mehr so viel riskieren und Gewinne nicht mehr abgeben. Jetzt setzen sie verstärkt auf große Blue-Chip-Aktien. Auch das Window-Dressing kommt jetzt ins Spiel, denn in der Rechenschaftsbericht zum Jahresende sollen möglichst Aktien zu finden sein, die im Jahresverlauf positiv aufgefallen sind.

Es ist also erfolgversprechend, wenn man zu Jahresanfang auf die Verlierer-Aktien und ab der Jahresmitte auf die Gewinner-Aktien setzt. Und genau nach diesem Ansatz verfährt die erste Teilstrategie. Zu Jahresbeginn wird in die fünf relativ schwächsten Flop-Aktien aus dem DAX investiert. Aber nur dann, wenn sich der Gesamtmarkt, gemessen am DAX-Index, auch in einem Aufwärtstrend befindet. So wird verhindert, dass man in starken Baissephasen in ein fallendes Messer greift. Anfang Juni werden die Aktien dann verkauft, um die Aktienquote in den saisonal schlechten Börsenmonaten zu reduzieren.

Anfang Oktober erfolgt dann der Einstieg in die fünf relativ stärksten Top-Aktien aus dem DAX. Auch hier ist ein Aufwärtstrend beim DAX-Index wieder eine Voraussetzung für den Einstieg. Der Ausstieg erfolgt dann zum Jahresende.

  2. Top-Momentum mit MDAX-Aktien 

Bei der zweiten Teilstrategie handelt es sich um einen klassischen Relative-Stärke-Ansatz nach Levy. Dabei wird halbjährlich in die zehn stärksten Aktien aus dem MDAX investiert, wenn sich auch der MDAX-Index selbst im Aufwärtstrend befindet. Diese Teilstrategie ist vergleichbar mit der Strategie: „Relative Stärke nach Levy mit 10 HDAX-Aktien“. Der Unterschied liegt nur im Anlageuniversum. Bei der Teilstrategie wurden die Aktien des MDAX verwendet, damit es nicht zu Überschneidungen mit der ersten Teilstrategie kommen kann. Denn der HDAX umfasst die Aktien aus dem DAX, MDAX und TecDAX. 

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Relative-Stärke-Ansätze auf Aktien der zweiten Reihe besser funktionieren, als auf Blue-Chip-Indizes wie DAX- und Dow Jones-Index. Daher setzen wir bei Relative-Stärke-Strategien auf deutsche Aktien, bevorzugt den MDAX oder den HDAX als Anlageuniversum ein.

3. Trendfolgende MACD-Strategie mit ShortDAX-ETF 

Auf der Basis der klassischen MACD Einstellungen von 12 und 26 Wochen wird bei einem signalisierten Abwärtstrend in ein gehebeltes ShortDAX-ETF investiert und solange gehalten, bis der MACD wieder einen Aufwärtstrend anzeigt. Ein Stopp von 5% dient zur Verlustbegrenzung und kann zum vorzeitigen Ausstieg aus der Short-Position führen. 

4. Saisonale Strategie mit ShortDAX-ETF 

Wenn sich der DAX Ende August im Abwärtstrend befindet, wird in den beiden saisonal eher schwachen Monaten September und Oktober in ein gehebeltes ShortDAX-ETF investiert. Ein nachgezogener Stopp von 7% sichert die Position ab und führt zum Ausstieg, wenn sich im September oder Oktober die Kurse ungewöhnlich stark nach oben bewegen.

Ein Beitrag von:
Autor: Oliver Paesler
Oliver Paesler

entwickelt nicht nur Anlagestrategien für institutionelle Anleger, sondern mit dem Captimizer® auch die Software, um diese zu erstellen und zu testen. Sein erstes Buch über technische Indikatoren erschien 2007 im FinanzBuch Verlag und bereits 2010 wurde er als Experte für systematische Geldanlage vom Fachmagazin Börse Online in der Titelstory „Programmierte Gewinne“ porträtiert.

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